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Landschaft 7

"Landschaft 7", 2009, Sepiatusche und Acryllack auf Leinen, 170 cm x 237 cm

 

Ich arbeite mit der seit Jahrhunderten in China in der Malereiverwendeten Sepia-Tusche. Ein chinesischer Meister schrieb:

 

"Der wahre Zen-Maler geht mit Tinte so umsichtig und sparsam um als wäre es Gold. Wer Tusche verwendet und dabei nicht hochkonzentriert gegenwärtig ist, missbraucht sie."

 

Unter Beachtung dieser Prämisse trug der Zen-Maler Li Cheng im 10. Jahrhundert die Tusche dünn, fast unsichtbar auf. Die Landschaften wirkten vage wie eine Andeutung.

 

Bilder von Landschaften, die so leicht aufgetragen wurden, dass sie kaum zu sehen waren, haben mich fasziniert. Diesen Malstil, den Li Cheng (Quelle) geprägt hat (stimmt das?),wird bis heute ins Englische mit "faint painting" oder "ghost painting" übersetzt: "Der Malgrundbleibt weiss, aber die Andeutungen sind reich; denn in der Leere kann man alles unterbringen", kommentiert der Dichter Su Shi diese Tradition.

 

Ich habe versucht, wie ich dies erreichen kann, und nun meinen eigenen Stil herausgearbeitet. Auch ich spiele mit der Imagination, dem Ausdruck jenseits des Sichtbaren. Mein Gegenwartsbezug unterscheidet mich jedoch von der chinesischen Tradition. Zum einen repräsentieren meine Bilder eine Sachlichkeit. Zum anderen habe ich mein eigenes Verfahren zur Entstehung der Werke entwickelt. Hier gehört auch die Suche nach dem passenden Leinenstoff dazu, einem grau­ braunen Leinen, um den farblichen Kontrast zwischen Leinen und Tusche möglichst gering zu halten. Den europäischen Wurzeln gemäß war mir das Aufziehen auf Leinwand wichtig.

 


Landschaft 10

"Landschaft Nr. 10", 2010, Sepiatusche und Acryllack auf Leinen, 225 cm x 340 cm

 

Ausgangspunkt für die Entstehung eines Werkes sind von mir ausgewählte oder selbst fotografierte Bilder. Als nächstes digitalisiere ich meine Vorlagen und bearbeite sie am Computer. Ich isoliere vorgefundene Strukturen und vereinfache das gesamte Erscheinungsbild. Es handelt sich also nicht um fotografische Wiedergaben. Dargestellt sind veränderte Ausschnitte von Landschaften wie Felsen oder Gebirge oder einem Kunstwerk, wie bei "Landschaft Nr. 10", das aus einer Installation von Joseph Beuys heraus entstanden ist.

 


Horizont

"Horizont", 2008, Sepiatusche und Acryllack auf Leinen, 250 cm x 120 cm

 

Die digitalisierten Bilder werden mit Hilfe einer Schablone und stark verdünnter Sepia-Tusche mit einer groben Spritzmaschine auf die rohe Leinwand ganz fein aufgespritzt. Anschließend wird die Leinwand abgeschliffen, um die Farbe noch mehr zu reduzieren. Zum Schluss versiegelt eine dünne Lackschicht die aufgetragene Farbe.

 

ln den Komposition entsteht nicht die Wiedergabe von realen Landschaften oder der Blick auf unsere Umwelt im Vordergrund. Trotzdem erhalten die Werke den Eindruck und die Illusion real existenter Natur aufrecht. Ich lasse bewusst um die Formationen Raum. Dadurch scheinen sie sich in changierendem Anthrazit vom Grund abzuheben und schweben scheinbar ohne Bodenhaftung im leeren Raum. Das Resultat ist eine modellierte Realität. Orte zwischen Bild und Wirklichkeit.

 

Was ist das Ziel meiner Arbeiten? Ich möchte, dass der Betrachter in die sinnlich-ästhetische Atmosphäre der Bilder eintaucht, diese erkundet und immer wieder Neues darin findet.